Vom "Bauernsterben" ist in Europa schon seit langem die Rede. Es gibt sie aber noch, die Bauern - auch wenn die Landwirtschaftspolitik ihnen das Leben immer schwerer macht. Es gibt sie vor allem weltweit: Sie bilden fast die Hälfte der Menschheit und ernähren auch die andere Hälfte.
Die Soziologin Silvia Pérez-Vitoria rekapituliert die Geschichte der Landwirtschaft in ihren großen Zügen und zeigt auf, dass die Bauern seit je Garanten für Werte wie Solidarität und ökologisches Gleichgewicht sind. Angesichts der sozialen und ökologischen Verwüstungen im Gefolge der industrialisierten Landwirtschaft bildet sich wieder vermehrt das Bewusstsein für die Verantwortung der Bauern heraus. So organisiert sich heute eine neue, selbstbewusste Bauernschaft in Netzwerken wie Via Campesina. Der immer stärker werdenden "Bauern-Internationale" gehören unter anderem zahlreiche europäische Bauernorganisationen und weltweit über 200 Millionen Bauern an.
Saatgut erhalten, bäuerlichen Kenntnissen Anerkennung verschaffen, sich Anbaupraktiken aneignen, soziale Beziehungen untereinander und zu anderen Gesellschaftsgruppen knüpfen - hier zeichnen sich wirkliche Alternativen zum agroindustriellen Modell ab. Aus den Wertvorstellungen, die die Bauernschaft noch immer verkörpert, erschließt sich ein enormes Reservoir an Möglichkeiten, von denen auch andere gesellschaftliche Gruppen viel lernen können.