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Das zweite Drittel des 19. Jahrhunderts war die Zeit einer sich verstärkenden
religiösen Dynamik. Sie kann geradezu als Experimentalphase angesehen
werden, die von mitunter überraschenden Konstellationen geprägt war. In
der Forschung gibt es, bis auf das reiche Feld von Detailstudien, allerdings
keine zusammenhängenden Untersuchungen, die verschiedenen Aspekten
dieses "Experimentalfelds" vergleichend nachgehen. So bleibt es bei einem
Nebeneinander von literaturwissenschaftlichen, philosophischen, theologischen
und historischen Arbeiten, die sich methodisch und theoretisch zu
wenig befruchten. Allein aufgrund dieses Forschungsdefizits scheint ein
ausdrücklich interdisziplinär angelegtes Jahrbuch zu dieser Thematik legitimiert.
Die Ausgangsthese dieses Jahrbuchs ist dagegen, dass die Epoche durch
eine "Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen" gekennzeichnet war. Befanden
sich soziale, politische und religiöse Emanzipationsdiskurse keinesfalls
in Einklang, vermischten sich darüber hinaus gerade auf religiösem Gebiet
,Vormärzliches' und ,Biedermeierliches' (bzw. Restauratives) sowie ,Emanzipatives'
und ,Traditionelles' auf eine Weise, die nicht Übersichtlichkeiten,
sondern Unübersichtlichkeiten beförderte.