Sprachwissenschaftliche Aufsätze:
Der erste Artikel von Heinz Fähnrich beschäftigt sich mit der kartwelischen Benennung des Hauses. Der Autor schätzt ein, dass die Wurzel sax- nichts mit der Wurzel *xor- gemeinsam hat (wie oft vermutet), sondern einer Wurzel, die auch in dem Wort m-sax-ur-i "Diener" auftritt und deren Verbindung zu der Verbalwurzel *sax- (georg. sax-v-a "darstellen, befruchten, zeugen, einpflanzen", swan. li-sx-en-i "befruchten, zeugen, machen, tun, schaffen, bilden") zu vermuten ist.
Der Beitrag von Wolfgang Schulze ist eine Fortsetzung eines Aufsatzes aus der Georgica Nr.
- Es werden vier neuere udische Texte vorgestellt (Dialekt von Nizh), versehen mit einer ausführlichen Interlinear-Version, Übersetzung und Kommentaren zu Prozessen des Sprachwandels. Die Texte decken die drei Domänen 'folkloristische Erzählung', 'Bibelübersetzung' (Buch Jona) und 'private history' ab. Zugleich gibt der Beitrag einen Überblick über Inhalt und Umfang des insgesamt verfügbaren Korpus von Texten in dieser südostkaukasischen Sprache.
Michael Knüppels Beitrag widmet sich dem bekannten Linguisten Karl Ernst Bouda (1901- 1979). Aufgrund dessen vielfältigen und vielgestaltigen Forschungen - vor allem jedoch seiner "omnicomparatistischen" Ansätze - ist er, was heute den wenigsten gegenwärtig sein dürfte, zu einem Pionier so vieler Forschungsrichtungen wie Kaukasiologie, Sibiristik und Baskologie, vor allem jedoch für die Untersuchungen weiterreichender Sprachverwandtschaften, wie sie sich uns heute in Gestalt solcher Gebilde wie dem Makro-Kaukasischen (= Baskisch + Burusaski + Nord- Kaukasisch), dem Déné-Finnischen bzw. Vasco-Déné oder dem Déné-Kaukasischen bzw. Sino- Kaukasischen zeigen. Neben Nachträgen zum Schriftenverzeichnis wird eine Würdigung gegeben.
Die Arbeit von Jan Henrik Holst beschäftigt sich mit dem unregelmäßigen Verhältnis der Liquide in swan. "Lippe" und georg. "Mund". Die phonetische Rekonstruktion des diskutierten Wortes führt der Autor auf das Urkartw. zurück, die semantische Rekonstruktion für dieses Wort führt auf "Lippe".
Im geschichtswissenschaftlichen Teil beschreibt Eckard Hübner die Chronologie, Genealogie und die Biografien der letzten Verwalter des Paschaliks Axalcixe anhand türkischer, georgischer und anderer Quellen ab dem Jahre 1744 bis zum Jahr der russischen Besetzung Axalcixes (1828), einen Zeitraum, für den kaum Literatur vorhanden ist. Selbst die Dshaqeli-Stammbäume bedeutender Georgienforscher wie Toumanoff und Brosset enden
- Im Gegensatz dazu geht der türkische Stammbaum im Anhang bis zur Gegenwart. Das Ziel des Artikels von Nugzar Ter-Oganov ist die Untersuchung der bürgerlichen Reformen in Georgien und die Lage der georgischen Juden in den 1850er/1860er Jahren (nach den Aufzeichnungen von Jeguda Cernyj). Das Verdienst Cernyjs besteht darin, dass er der ganzen jüdischen Welt die Existenz der Gemeinde der georgischen Juden vor Augen führte, einen unschätzbaren Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der historischen Wissenschaften über sie leistete.
Der Beitrag von Michael Swanidse beschäftigt sich mit der Botschaftstätigkeit von Mirza Gurgina Enak`olopaSvili in den Jahren 1776 bis 1777 in Istanbul, die sehr erfolgreich war und in deren Ergebnis die internationale Autorität König Erek`les wuchs, besonders zwischen den Khanen Transkaukasiens. Gleichzeitig rief die Annäherung König Erek`les an das Osmanische Reich eine Unzufriedenheit im Iran und in Russland hervor, wodurch das spezifische Gewicht Georgiens erhöht wurde.
Roin Metrewelis Beitrag "Dialog im alten Georgien (erstes Viertel des
- Jahrhunderts)" ist eine Untersuchung der aktiven diplomatischen Arbeit des alten Georgiens: die Erforschung der Formen, Methoden, Verfahren und Mittel, durch die das georgische Königreich seine außenpolitischen Ziele erreichte. Verhandlungen und Dialoge zu den schwierigsten Problemen, darunter Problemen des Nebeneinanderexistierens zweier Religionen, waren nicht unbekannt. Das mächtige Land Georgien zeichnete sich durch Toleranz aus, wobei Glaubensakzeptanz und Nationengleichheit von der Staatspolitik als notwendige Bestandteile anerkannt wurden.
Der literaturwissenschaftlicher Beitrag von Apolon Silagadse skizziert das formale Repertoire der klassischen Poesie, wobei hier die literarische Epoche -einschließlich- Rustavelis gemeint ist. Bei der Analyse der lyrischen Produktion dieser Epoche ist die am meisten verbreitete, traditionelle Methodologie eine differenzierte Charakterisierung der religiösen und weltlichen Poesie in einem einheitlichen System mit der formalen Einteilung: a) Prosaform, b) die so genannten Formen des Strophengedichts, c) Jamben, d) die drei bekannten Formen der Metrik: Pist`ik`auri, sairi. Der Autor nimmt die "Einteilung" kritisch unter die Lupe.
Mit dem Beitrag Nana Gaprindaschwilis "Über Galak`t`ion T`abizes unbekannten Texte des sozialistischen Realismus" wird eine virtuose Technik des Dichters untersucht, die Hervorbringung "paralleler" sozrealistischer poetischer Texte von ähnlichem Klang, ähnlicher Form und Stimmung: im ersten Werk ("leninis droSit"), wenn man so sagen will, sozrealistische Stimmungen in "Reinform", im zweiten ("1500 c`eli") sind die Liebe zu Tbilisi und zur Heimat "abgetrennt". Die Gedichte sind sämtlich mit dem
- September 1958 datiert.
Archäologie: Mit dem Beitrag von Marika Mschwildadse "Fragen des religiösen Eigentums der Stadtbevölkerung des östlichen Schwarzmeergebietes im
- bis 4. Jahrhundert n. Ch. (anhand glyptischen Materials von Gonio-Apsaros)" wird geschlussfolgert, dass die auf dem Territorium von Gonio-Apsaros mit spätantiker Zeit datierten Werken der Glyptik weniger die im Imperium Roms vor sich gehenden religiösen Veränderungen widerspiegeln (besonders in seinen östlichen Provinzen), was an der Verbreitung der Lehre Christi lag, und die Gemmen- Steinarbeiten (mit ihren Inhabern) als Zubehör der antiken (heidnischen polytheistischen) Welt verblieben.
Mit Kaiso Pizchelauris Artikel "Die Entwicklungsstufen staatlicher Strukturen im zentralen Teil Südkaukasiens" wird nachgespürt, ob eine möglichen Existenz einer dem Königreich Kolchis vergleichbaren zeitgenössischen großen politischen Vereinigung auf dem Territorium des heutigen Kartli/Kachetien anzunehmen ist, für dessen endgültige Bestätigung noch eine große und arbeitsintensive Forschung durchzuführen ist.