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Wir können die moderne Soziologie auf einem sehr allgemeinen Niveau zu verstehen suchen. Etwa aus der Problematik, die sich aus dem schwierigen Verhältnis von sozialem Handeln und sozialen Strukturen ergibt und die die traditionelle Gegnerschaft und Dualität von Makro- und Mikrotheorien zugunsten einer Verbindung im Sinne eines Mikro-Makro-Dualismus überwindet.
Bei Giddens (1988) findet sich ein Ansatz, soziales Handeln und soziale Struktur mit Hilfe einer Theorie der Strukturierung als Dualität ('duality of structure') statt als Dualismus aufzufassen. Die grundlegende Behauptung dieser Theorie lautet, im sozialen Handeln werden soziale Strukturen nicht einfach reproduziert, sondern sie werden dort konstruiert und verändert.Insofern gilt für behinderten-soziologische Theorieansätze auch die Problematik eines Verstehens des Phänomens Behinderung aus mikrosozialen Bezügen einerseits und aus der Perspektive auf gesellschaftliche Strukturen andererseits. Insbesondere aber geht es in der modernen Soziologie um die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Verhaltensbestimmungen. Soziale Orientierung findet nicht ohne soziale Formung statt, und soziale Formung geschieht im Verlauf eines Prozesses, der als soziale Orientierung strukturiert ist. Man könnte dies auch so ausdrücken: soziale Formung ist schon soziales Handeln, und soziales Handeln impliziert stets eine soziale Formung; noch anders: Sozialisation geschieht durch die Anwendung sozialen Handelns, und soziales Handeln ist in sich eine Sozialisation.
Auf dem Hintergrund dieser und weiterer Überlegungen versammelt der Band 15 punktuelle Beiträge mit vor allem sozialtheoretischen Anspruch zu den Schwerpunkten Theoriebildung, Theorieansätze und singuläre Phänomene im Bereich einer 'Soziologie im Kontext von Behinderung'.