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Ist es möglich, zur Natur ein Verhältnis zu gewinnen, das über die naturwissenschaftliche Erkenntnisart hinausgeht, ohne deren Klarheit und Sicherheit zu verlieren, und das zugleich eine neue Moralität im Umgang mit ihr zu begründen vermag? Dieser aktuellen Frage geht Ernst-Michael Kranich nach. Er zeigt an einigen Pflanzen exemplarisch auf, daß die belebte Natur nicht der mechanische Zusammenhang ist, wie er von der modernen Rationalität analysiert und handhabbar gemacht wird, sondern dass ihre Formen, Farben und Gebärden in der sichtbaren Welt geronnene Erscheinungen sind von etwas, das unsichtbar und in ständigem auf- und abfluten in der menschlichen Seele lebt: den Gefühlen.
Beeindruckend sind die methodische Klarheit und Transparenz der Darstellung. Der Weg führt zunächst über eine goetheanistische Betrachtungsweise hinausgehend und sie erweiternd, zu einem physiognomischen Erkennen der Pflanzen, das heißt zu dem Gewahrwerden eines Wesenhaften, das sich in ihrer äußeren Erscheinung und ihrer Beziehung zum Kosmos, insbesondere zur Sonne, ausspricht. Mit der gleichen Behutsamkeit wird dann versucht, Regungen der menschlichen Seele so aufzuhellen, dass ihre innere Dynamik ins Bewußtsein tritt. Auf diese Weise entsteht die Anschauung einer Welt, in der Mensch und Natur innerlich zusammengehören.