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Die Konzepte und Praktiken des Erbes geben darüber Auskunft, in welcher Weise die Lebenden mit den vorausgegangenen und kommenden Generationen verbunden sind: durch Schrift oder Leib, Familie oder Gedächtnis, Hinterlassenschaften oder Gene. Dabei ist die kulturelle Überlieferung nicht unabhängig davon, ob sie im Zeichen von Tradition, Evolution oder etwa Genetik gedacht wird. Genea-Logik, die Rede über Überlieferung und Erbe, verbindet Literatur, Kunst, Philosophie und Wissenschaft. Etliche Begriffe - wie Generation, Gattung, Geschlecht - und viele Wissensfiguren und Narrative - wie Stammbaum, Entwicklungsmodell, Familienroman und Verwandtschaft - kommunizieren zwischen den "zwei Kulturen" und belegen eher deren Nähe und Austausch als den vielbeschworenen Science War.
Welche konkreten Vorstellungen von Überlieferung mit diesen Figuren hervorgebracht werden, das zeigt sich im Detail der Bilder und Konzepte. Indem sie zentrale Linien und Umbrüche des genealogischen Wissens in Literatur und Wissenschaftsgeschichte verfolgt, untersucht Sigrid Weigel deren manchmal unheimliche Bedeutungsstrukturen: die Tendenz zur Angleichung kultureller Prozesse an das Reproduktionsgeschehen, die Rolle familialer Metaphern, die Spannung zwischen genealogischen und klassifikatorischen Operationen und die Nähe genealogischer Vorstellungen zur Konstruktion von Einheiten: von der Generation über die Gattung bis zur Nation.