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Die Kritische Theorie gilt als Theorie der Frankfurter Schule. So wie sie von Max Horkheimer in seinem klassischen Aufsatz über Kritische und traditionelle Theorie in den dreißiger Jahren ausgearbeitet wurde, ist sie allerdings eine kritische Theorie der Gesellschaft, nicht der Natur und der Technik. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß die Kritische Theorie gerade in Absetzung von der positivistisch verstandenen Naturwissenschaft konzipiert wurde und daß ferner die Entwicklung von Technik im Sinne der Produktivkräfte als eine unabhängige Randbedingung der gesellschaftlichen Entwicklung gesehen wurde. Eine Ausnahme innerhalb der Frankfurter Schule bildet Herbert Marcuse, der die Themen Naturbeherrschung und Technikentwicklung in seinen Arbeiten ausdrücklich behandelt.
Der vorliegende Band versucht nun, Technik und Natur ausdrücklich in den Einzugsbereich der Kritischen Theorie zu bringen. Anlaß dazu sind die fortschreitende Technisierung der menschlichen Lebensverhältnisse, die Technisierung der Natur, die wir selbst sind, nämlich des Leibes, wie auch die Tatsache, daß die für uns relevante äußere Natur bereits weitgehend anthropogene Natur ist. Das verlangt nach einer kritischen Theorie der Technologieentwicklung, nach einer kritischen Behandlung der menschlichen Natur innerhalb der Gesellschaftstheorie, und schließlich nach einer Theorie der gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Ansätze dazu werden aus dem Bereich der Sozialökologie, der feministischen Theorie des Körpers und der Theorie von Informatisierungsprozessen vorgeführt.
Das Interesse dabei ist, diese Ansätze in die Tradition der älteren Kritischen Theorie einzubringen. Deshalb arbeiten mehrere Beiträge die Vorgeschichte der Behandlung der Themen Technik und Natur in der Kritischen Theorie auf. Aus dem Zentrum der Kritischen Theorie verbannt, finden sich ihre Spuren eher am Rande, nämlich im Zusammenhang der Ästhetik. Es gilt heute, was seiner Zeit unter den Stichworten Nicht-Identität oder Eingedenken der Natur im Subjekt nur angedeutet werden konnte, ins Zentrum theoretischer Bemühungen zu rücken.