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Keine andere Kategorie der Kunstgeschichte, nicht einmal die Porträtmalerei, scheint auf den ersten Blick einen derart homogenen Bereich zu bezeichnen wie das Stilleben. Und das, obwohl die gesellschaftlichen Kontexte, in denen diese Kunstform sich entwickelte, kaum unterschiedlicher sein könnten. Seit jeher auch steht die Stilleben-Malerei ganz unten in der kunsthistorischen Hierarchie, oft mit Stillschweigen übergangen, in jedem Fall aber unterinterpretiert. Ausgehend von diesem Befund entwirft Bryson in dem vorliegenden Band seine Theorie untergründiger familiärer Beziehungen zwischen den Stilleben der verschiedenen Jahrhunderte. Die Gemeinsamkeiten gründen demnach in der Tatsache, daß sich in diesen Werken eine bestimmte kulturelle Praxis in ihrer unverrückbaren Materialität manifestiert, die alle Zeitspannen und nationalen Eigenheiten überdauert. Das auf solche Weise alle stilistischen Entwicklungen tragende, selbst jedoch oft übersehene semantische Fundament der Stilleben-Malerei erkennt Bryson im Ritual der Gastfreundschaft einerseits und in der Routine des häuslichen Lebens andererseits. Wie diese basale Form von Realität und materieller Existenz von komplexeren kulturellen Ebenen aus interpretiert und beeinflußt wurde, ist der Gegenstand des Buches