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Wer heute danach fragt, welche Rolle die Bilder in unserem Wissen von der Geschichte spielen, muss sich mit dem Mnemosyne-Atlas auseinandersetzen. Dieser Atlas, den Aby Warburg zwischen 1924 und 1929 in immer wieder neuen Montagen zusammengestellt hat, markiert einen epistemologischen Bruch und eröffnet, mit Foucault gesprochen, ein neues Kapitel in der Archäologie des visuellen Wissens. Tatsächlich muss man »archäologische« Forschungen vornehmen, um den unerschöpflichen Reichtum dieses Bilderatlas zu ermessen, der uns von Babylon ins 20. Jahrhundert führt, vom Orient in den Okzident, von den Schönheiten der Kunst zu den Schrecken der Geschichte.
Didi-Huberman zeigt in einer Folge von »Nahaufnahmen«, wie sich der Titan Atlas, der von den olympischen Göttern dazu verurteilt wurde, auf ewig das Gewicht der Welt zu tragen, in jenen »Atlas« verwandelt hat, der uns das Wissen visuell und synoptisch präsentiert. Dabei wird das visuelle Denken freigelegt, das im Mnemosyne-Atlas seinen Niederschlag gefunden hat: von der ersten Tafel, die der antiken Weissagung aus den Eingeweiden gewidmet ist, bis zur letzten, die den erstarkenden Antisemitismus und Faschismus im Europa von 1929 widerspiegelt.