Als kritischer Begleiter von Theorie- und Praxisentwicklung weist der Autor auf unbeabsichtigte Folgen und Konsequenzen der unterschiedlichen Konzeptvarianten Interkultureller Pädagogik hin. Der Annahme, dass vor allem die großen kulturellen Unterschiede zwischen den Menschen Konflikte hervorrufen, setzt er die These entgegen, dass die Armut der Arbeitsmigranten und die fehlende Gleichberechtigung die zentralen Problemursachen darstellen.
Die Zuwanderung von Flüchtlingen nach Deutschland ist seit 2015 zum Thema Nummer 1 geworden. Sie wird auf unselige Weise mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht, so dass die Sichtweise plausibel erscheint: Alles Übel kommt von draußen.
An die Stelle freundlicher Wahrnehmungen und interkultureller Absichten sind vielfach Rassismus und Nationalismus getreten. Einen menschenrechtlichen Anspruch kann diese Gesellschaft aber nur aufrechterhalten, wenn sie ihre tatsächliche Transformation in eine "nachmigrantische" Ordnung erkennt und ernst nimmt. Dazu gibt es zahlreiche Ansätze - nicht zuletzt die Tätigkeit der Hundertausende bürgerschaftlich Engagierten sind ein überzeugendes Symbol für den Wandel.
Die Aufgaben haben sich vervielfältigt. Es sind nicht nur die Nachkommen früherer Einwanderer in das Bildungssystem zu "integrieren", es sind auch die Folgen verfehlter Integrationspolitiken zu bearbeiten, und gleichzeitig geht es um die die ernsthafte Teilhabechance der nach 2015 gekommenen Flüchtlinge. Dazu sind die Konzepte der Bildungs- und Sozialarbeit kritisch zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Wenn heute wiederum Schulklassen gebildet werden, die junge Flüchtlinge über lange Zeit separieren, dann werden alte Fehler wiederholt. Und wenn eine eigene "Flüchtlingspädagogik" gefordert wird, dann werden die alten Sackgassen des pädagogischen Denkens wieder geöffnet. Deshalb ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Entwicklungen in Vergangenheit und Gegenwart mehr denn je erforderlich.
Franz Hamburgers Plädoyer liegt nun in 3. Auflage mit einem Vorwort vor.