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Im Zyklus der Sterne findet Ernesto Cardenal wieder zu großer Weltpoesie. Noch einmal reißt er mit seinen Versen "die Fenster zum Himmel auf" (Sonntagsblatt), verbindet das Weizenkorn mit dem Wolkenkratzer, den Atomkern mit dem fernen All. Cardenal ist fasziniert von der Kosmologie, von der Evolution des Universums vom Urknall bis hin zum menschlichen Bewusstsein. Die Menschheitsgeschichte sieht er als Teil des kosmischen Prozesses und - wie Teilhard de Chardin - findet er in der Kontinuität der Materie den Grund dafür, dass letztlich alles mit allem verbunden ist. Ja, selbst die von Cardenal viel besungene unerreichte Liebe seines Lebens kann sich dem nicht entziehen: "Die du am meisten liebtest, und die dich nicht liebte, ist, ob sie will oder nicht, dort mit dir verbunden, wo alles auf einen Punkt zusammenläuft." Dass Cardenal auch Gott auf dem selben Weg findet, ist nur konsequent: "Sterben heißt in Gott eingehen. Wenn Gott kein anderer mehr ist, sondern du. Es ist die Einheit mit Gott, die keiner Religion mehr bedarf." So werden Cardenals Verse wieder einmal zum Ausdruck all dessen, wofür er steht: für eine Theologie, die sich der Trennung von Diesseits und Jenseits entzieht, für den Glauben an eine Welt, die der Harmonie zustrebt und schließlich für die Liebe, die immer Sinnlichkeit und Begehren einschließt.