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Rodtschenko erklärt das Ende der Malerei
Mit einem "Triptychon erregte Alexander Rodtschenko 1921 Aufsehen. Es gilt bis heute als Beweis für die Radikalität des Künstlers. Ohne Struktur oder Muster bestehen die drei Gemälde nur aus jeweils einer einfarbigen Fläche - in Rot, in Gelb und in Blau. Auf Außenstehende wirkt das Werk wie die Karikatur eines avantgardistischen Bildes. Doch Rodtschenko sah darin die Quintessenz und in gewisser Weise auch die Krönung der Malerei. Er selbst sagte, mit diesem Werk habe er das 'logische Ende der Malerei' erreicht. Bis heute zerbrechen sich Kunstexperten über die Bedeutung dieser Aussage den Kopf.
Das 'Triptychon' fehlt in keiner Liste der wichtigsten avantgardistischen Werke und ist einer der Höhepunkt der Ausstellung.
Avantgarde kontra stalinistischem Realismus
Das 'Ende der Malerei' bedeutete für Rodtschenko nicht, sich als Künstler zur Ruhe zu setzen. Er experimentierte weiter als Grafiker, Architekt und Fotograf. Seine Aufnahmen sind es auch, die viel zu seiner weltweiten Bekanntheit beigetragen haben. Er schoss seine Motive aus ungewöhnlichen Perspektiven und Winkeln. Werke wie 'Mädchen mit Leica' oder 'Portrait der Mutter' sind Ikonen der Fotokunst und werden noch heute als Poster verkauft. Sowohl viele seiner Fotos als auch das Triptychon fallen in die Zeit des Höhenfluges des Künstlers - das war in den zehn Jahren nach der Oktoberrevolution von 1917. Der Avantgardist Rodtschenko zeigte damals seine Werke in Ausstellungen, lehrte als Kunst-Professor in Moskau und war in Ausschüssen und Museen tätig. Ab etwa 1927 bekam er jedoch die Kehrseite der Revolution zu spüren. Aufbruchsgeist und Offenheit der ersten Jahre waren verflogen. In der Kunst dominierte immer mehr der von 'oben' verordnete sozialistische Realismus: Einfache Werke, die den Sieg der Arbeiter und Bauern darstellten, verdrängten die Avantgarde. 1930 wurden Rodtschenko alle öffentlichen Funktionen entzogen. Er hatte Glück und überlebte Stalins Schreckensregime. Doch die Rückbesinnung Russlands auf die Avantgarde ab 1968 kam für ihn zu spät - 1956 erlag er einem Schlaganfall.
Essays und Bilder im Katalog 'Rodtschenko. Eine neue Zeit'
Der Katalog zur Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit der Experimente Rodtschenkos von der Revolution bis zum Ende der 1920er-Jahre, als er in Konflikt mit der stalinistischen Bürokratie geriet. Großformatige Abbildungen zeigen auf 239 Seiten das reiche Schaffen des Künstlers in verschiedenen Disziplinen. Ergänzt wird der hochwertige Katalog durch kenntnisreiche Essays. Experten wie Hubertus Gaßner, Direktor der Hamburger Kunsthalle, und Irina A. Wakar, Kuratorin der Staatlichen Tretjkow-Galerie Moskau, kommen zu Wort. Sie erklären detailliert, wie Rodtschenko zum Vordenker einer ganzen Generation von Künstlern wurde. Sein Schaffen war, wie er selbst sagte, stets in die Zukunft gerichtet. Von den Post-Avantgardisten der 1960er-Jahre bis zur zeitgenössischen Kunst unserer Tage - sein Einfluss ist unverkennbar. Der Katalog zeichnet die Schaffensperioden des Künstlers nach, denen jeweils ein passendes Kapitel vorangestellt ist. So erhält der Leser einen fundierten und zeitlich gefächerten Einblick in das Leben und Wirken von Russlands bekanntestem und radikalstem Kunst-Revolutionär.