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London als Schauplatz
Grelles Gelb vermischt sich mit dunklen, gedeckten Farben. Die Umrisse sind undeutlich, die Formen fließen ineinander. Ein warmer, einladender Gelbton zieht den Blick des Betrachters in die hintere Bildmitte. Erst beim zweiten Hinsehen lassen sich zwei dunkle Schatten erahnen.
In seinem Gemälde »Looking Towards Mornington Crescent Station« wählt der jüdische Künstler Frank Auerbach einen expressiven Stil, um einen realen Ort darzustellen. Mit ausdrucksstarken Farben und schwungvollen Pinselstrichen bildet er die U-Bahn-Station Mornington Crescent in seinem Londoner Heimatviertel Camden Town ab. Die beiden Schatten sind zwei Menschen, die in der U-Bahn-Station warten und sich unterhalten. Für Auerbach ist sein Stadtviertel ein Zufluchtsort. Hier lebt und arbeitet der gebürtige Berliner seit 1954. Auf der Leinwand hält er das fest, was ihm persönlich wichtig ist. Das ist typisch für die modernen Künstler in London in der Zeit zwischen 1950 und 1980. Nach der Brutalität des Zweiten Weltkrieges widmen sie sich vorrangig Menschen und Orten, die in ihrem eigenen Leben eine zentrale Bedeutung haben.
Ästhetik der Künstler aus London
Wie Francis Bacon, Lucian Freud und David Hockney gehört Frank Auerbach zur »School of London«. Die Bezeichnung stammt von dem in Amerika geborenen Maler Ronald B. Kitaj, der selbst in den 1950er-Jahren eine Zeit lang in London gelebt hat. Darunter werden Künstler zusammengefasst, die in London verwurzelt sind, sich aber nicht einer einzigen Kunstrichtung zuordnen lassen. Am meisten ähneln sich die Anhänger der »School of London« in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise und ihren Arbeitsmethoden. Sie experimentieren mit Öl-Farben, lassen sich von Fotografien inspirieren und beeinflussen sich in ihren Motiven gegenseitig.
Der Katalog »Das nackte Leben«
An ästhetischen Gesichtspunkten orientiert sich auch die Reihenfolge der Gemälde im Katalog »Das nackte Leben«. Sie sind nicht nach thematischen Zusammenhängen oder einer chronologischen Reihenfolge geordnet, sondern nach stilistischen Gemeinsamkeiten.
Eine lachende Braut, das zerbombte London, ein nacktes Pärchen im Park - den Einstieg bilden 20 Kunstwerke, in denen die Realität im Vordergrund steht. Die Motive stammen aus dem direkten Lebensumfeld der Künstler. Beim weiteren Durchblättern des Katalogs werden die Gemälde immer abstrakter. Rätselhafte Arbeiten vermischen sich mit den plakatähnlichen, flächigen Darstellungen der Pop-Art. In ausführlichen Fachartikeln werden die Besonderheiten der »School of London« und der einzelnen Anhänger dieser Bewegung näher erläutert. Der Katalog enthält insgesamt 117 farbige Abbildungen von 15 verschiedenen Londoner Künstlern. Dadurch erhält der Leser einen umfangreichen Einblick in die britische Kunstszene nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Katalog des Hirmer Verlags setzt die Anhänger der »School of London« auf eine ganz neue Weise in Beziehung zueinander und verdeutlicht, wie sich Maler gegenseitig in ihrem Schaffen beeinflussen.