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Salomon Grünstein ist eine bekannte Erscheinung in der Stadt. Mit schwarzem Hut, langem, weißem Bart, Goldrandbrille und bis zum Boden reichendem, schwarzem Mantel verkörpert er das Bild eines betagten jüdischen Patriarchen. Dabei hütet er ein pikantes Geheimnis: Er ist der Sohn eines Brauereibesitzers und auf den Namen Günther getauft. Als die jüdischen Eltern seiner Mutter aus ihrem alteingesessenen Juweliergeschäft deportiert wurden, übergaben sie ihre einzige Tochter als Mädchen in die Obhut eines ihrer besten Kunden. In seinem Schutz wuchs sie zu einer jungen Frau heran und überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie die schreckliche Zeit. Als sie während des Krieges einen Sohn gebar, wurde er getauft und verbrachte seine Kindheit in der wohlhabenden Brauerfamilie. Jahre später sorgte sein Vater dafür, dass seine Mutter das elterliche Juweliergeschäft zurückbekam. Sie heiratete einen jüdischen Goldschmied, Günther wurde von ihm adoptiert und trug künftig den Namen Salomon.
Dieser verborgene Teil der Familiengeschichte entfaltet vor dem Hintergrund einer sich mit Tabus quälenden Gesellschaft eine explosive Kraft, als er aufgedeckt zu werden droht.
Den Funke löst Lomo, der Enkel Salomons aus, weil er im Leistungskurs Deutsch der Oberstufe seines Gymnasiums einen Aufsatz mit dem Thema "Wir Deutsche" als leeres Blatt abgibt.
Daraufhin bricht ein Shitstorm los, der Lomo und seinen Großvater in den Abgrund reißt.
Abgerundet wird die Novelle durch den humorvoll bitteren "Bericht über die Konferenz der Götter".