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Im Streit um den Umgang mit der globalen Flüchtlingsbewegung zerfällt heute Europa. Viele heben abwehrend die Hände und machen die Grenzen dicht. In Deutschland droht die Spaltung der Gesellschaft. Da erinnern sich viele Deutsche ihrer eigenen Flüchtlingsvergangenheit. Rd. 22 Millionen Flüchtlinge, Vertriebene, Spätaussiedler aus den Ländern des aufgelösten Ostblocks sind in Deutschland von Kriegsende bis heute ganz selbstverständlich integriert worden. Weil sie nicht nur Mitverursacher, sondern auch Hauptleidtragende der großen Flüchtlingsbewegungen des 20. Jh. waren und die hohen Hürden der Integration kennen, sind sie Fremden gegenüber meist mild gestimmt.
Die packenden Lebenserinnerungen des Evangelischen "Wolhynienpfarrers" Hugo K. Schmidt spiegeln auf jeder Seite diese versöhnliche Einstellung wider. Deutsche waren, bedingt durch ihre Geschichte, stets bereit, mit Fremden zusammenzuleben. Fremdenfeindlichkeit, wie sie die Nazis dem Volk überstülpen wollten, ist für die Deutschen untypisch; mit Recht wollen heute viele, dass Abwehr durch eine "Kultur des Willkommens" ersetzt wird.
Hugo Schmidt, Nachfahr von schwäbisch-stämmigen Siedlern um die spätere polnische Industriestadt Lodz aus der kurzen Zeit der preußischen Herrschaft um 1806, hatte sich als junger Pastor der Evang.-Augsburgischen Kirche in Polen zum Dienst in den volkskirchlich geprägten Gemeinden Wolhyniens berufen lassen und war dabei ganz der Aufgabe an diesen kernigen Menschen in dem heute ukrainischen Gebiet als einer "ersten Liebe" verfallen.
Umso verstörendere Migrationserfahrungen erwarteten ihn und weitere " Million "Volksdeutscher", als Hitler sie nach seinem Pakt mit Stalin im Krieg zur notvollen Umsiedlung "heim ins Reich" nötigte, um seiner Utopie vom "Lebensraum im Osten" im eroberten Polen Gestalt zu verleihen, eine beschönigende Beschreibung einer erzwungenen Völkerwanderung, die im strengen Winter 1939-1940 begann und deutsche Volksgruppen vom Baltikum bis Südtirol wie Schachfiguren verschob. Die Zumutungen der Flucht von 1945 waren hier vielfach vorweggenommen: verlustreiche Pferdetrecks, ungeheizte Eisenbahnzüge, Versorgungsmängel, verlogene Propaganda
Dass in solchen Zeiten des lebensverneinenden Chaos gerade auch der Glaube ein besonderer Wert ist, will der Buchtitel mit dem Bibelzitat "In Ängsten - und siehe, wir leben" unterstreichen. Es preist einen Gott, der den Menschen immer wieder neu zur Umkehr und ins Leben ruft und dem Gewissen ein verlässlicher Ratgeber ist.