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Seit Jahren gibt es nur noch Krisen: Banken erpressen Staaten, Deutschlands Wirtschaftskraft erdrückt Europa, die Parlamente verlieren zunehmend an Macht, inmitten von Wohlstand gibt es immer mehr Armut und der Sozialstaat steht vor dem Bankrott. Kein Problem ist bisher gelöst.
Das liegt auch daran, dass es eine Krise der Elite gibt, der Meinungselite. Denn Deutschlands prominente Meinungsmacher wie Hans-Olaf Henkel, Richard David Precht oder Hans-Ulrich Jörges sind eingeklemmt in einer geistigen Zwangsjacke. Fast ausnahmslos sind sie Mitglied eines Machtzentrums wie einer Partei oder einer Lobbyorganisation und damit befangene Interessenvertreter. Daraus ergibt sich eine soziale Verantwortungslosigkeit, mit der die Meinungsmacherprominenz die eigentlichen Ursachen der Krisen verschweigt. Leider bekommt man gegen diese Meinungsmacht kaum unabhängige Geister zu hören, geschweige denn Denker mit einem ganzheitlichen Blick. Deutschlands Intellektuelle bleiben beschränkt auf ihre kleine Teilöffentlichkeit.
Wegen dieser Verflachung des politischen Diskurses stellt »Die Vermessung der Elite« die Medienredner auf den rhetorischen Prüfstand. Dabei führt das Buch vor, welche Krisenanalytiker in den politischen Talkshows am deutlichsten an den Krisen vorbeireden.
Dieses Prüfverfahren führt zum Schluss zu einer pessimistischen Prognose: Trotz der weitverbreiteten Sehnsucht nach Orientierung würde man unabhängige Intellektuelle und ihre Einmischungen in der Mainstreamöffentlichkeit heutzutage kaum noch dulden. Der erhobene Zeigefinger von intellektuellen Zeitdeutern passt nicht mehr in den postmodernen Zeitgeist. Wer aber füllt das Loch der fehlenden Wertedebatte aus? Eine Antwort auf dieses Dilemma hat bisher noch niemand gefunden. Deshalb werden die Debatten des Mainstreams weiter verflachen. Das macht die Krisenbewältigung umso schwerer.