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Der geochronologische Begriff des Anthropozäns, des Menschenzeitalters, wurde von dem Nobelpreisträger für Chemie, Paul Crutzen, geprägt. Er wollte damit ausdrücken, dass die Menschheit selbst inzwischen zu einem geologischen Faktor geworden ist. Wenn vom Anthropozän in einem sozialwissenschaftlichen Sinne gesprochen wird, kann nur ein Soziotop als Weltgesellschaft gemeint sein, das sich heute auf dem Raumschiff "Erde" zu konstituieren beginnt. Die Einheit dieser Weltgesellschaft wird durch Technologie hergestellt und sie wird technologisch geprägt sein. Die Zukunft des Raumschiffs "Erde" ist deshalb, wenn überhaupt, als ein riesiger Produktionsprozess, als eine Art "Weltfabrik" vorstellbar. Auch wenn vor dem Hintergrund dieser sich abzeichnenden Synthese einzelne Sozialwissenschaftler darauf hingewiesen haben, dass der in der griechischen Philosophie wurzelnde abendländische Dualismus, der scharf zwischen der Natur auf der einen und der Gesellschaft auf der anderen Seite trennt, obsolet geworden ist, pflegen die Sozialwissenschaften in ihrem Mainstream ihre antinaturalistische Attitude und halten am überkommenden Dogma fest, soziale, kulturelle und moralische Tatsachen seien eine Realität sui generis. Indem sie sich an einem überholten Forschungsparadigma orientieren, verharren sie in einem selbstgeschaffenen kulturalistischen Ghetto und ignorieren nicht nur den Erkenntnisstand der zeitgenössischen life sciences, sondern liefern zugleich ein Lehrstück dafür, wie ein tradiertes Selbstverständnis, das historisch durchaus seine Berechtigung gehabt haben mag, an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung zur Selbstfesselung wird. Die Beiträge des Buches gehen zurück auf ein Symposium in Bazon Brocks Berliner Haus der DENKEREI, das im Mai 2014 stattfand. In ihnen wird erstmals ein dezidiert sozialwissenschaftlicher Zugang aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen erarbeitet.