Die anthroposophisch-medizinische Bewegung: Verantwortungsstrukturen und Arbeitsweisen

Als Autor, Vortragsredner und Schöpfer der Anthroposophie ist Rudolf Steiner weltbekannt. Als Inaugurator sozialer Arbeitsformen hingegen gilt es ihn vielfach noch zu entdecken. Denn Führungs- und Leitungsfragen sind auch in anthroposophischen Einrichtungen eine besondere Herausforderung. Das von Steiner geschaffene Ur-Modell einer sozialen Konzeption von 1923/24 bietet sich dafür als unerschöpfliche Inspirationsquelle an für jeden, der die Prinzipien geistiger Führung mit denen beruflicher Kompetenzen und Arbeitsnotwendigkeiten verbinden möchte. Steiner hat in dieser Konzeption der anthroposophischen Bewegung die Leiter der Fachsektionen zugeordnet, den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft den von ihnen bestätigten bzw. gewählten Vorstand, wohingegen er sich für die Leitung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ein «Direktorium» dachte in Form des Kollegiums der Sektionsleiter. Damit ist ein Beispiel veranlagt worden für einen «Führungsstil mit Herz», der die Prinzipien individueller
Verantwortung, kollegialer Leitung, und demokratischer Mitbestimmung vereinigt. Die Autoren dieser Schrift zeigen auf, wie sich diese trinitarische Sozialgestalt am Beispiel der Entwicklung der anthroposophisch-medizinischen Bewegung seit 1988 bewährt und ausgestaltet hat auf der Suche nach einem Leitungsverständnis, durch das sich «die Frieden stiftenden Prinzipien geistiger Führung mit den Notwendigkeiten der heutigen Arbeitswelt konstruktiv ergänzen».