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Dass auf dem Gebiet des sozialen und politischen Lebens gegenwärtig die Schmerzgrenze dessen, was die Menschheit aushalten und erdulden kann, immer wieder berührt oder gar überschritten wird, sollte uns nicht nur nachdenklich stimmen, sondern alle Fasern unseres sozial-politischökonomischen Empfindens und Bewusstseins in Erregung versetzen. Solche Zustände sind allerdings nicht neu. Vor hundert Jahren war nach jahrelangen sinnlosen Schlachten der Erste Weltkrieg endlich an ein Ende gekommen. Vielen war damals klar, dass sich etwas rundlegend ändern muss. Einer von ihnen war Rudolf Steiner, der mit seinem Konzept einer Dreigliederung des Sozialen Organismus den damals üblichen Machtstrukturen und einem sich immer mehr vom Menschen entfernenden Wirtschaftsgebaren eine deutliche Alternative entgegensetzte. Anstelle des ausufernden Wettbewerbs soll das Assoziationsprinzip, anstelle des Besitzes an Produktionsmitteln und an Grund und Boden ein Verfügungsrecht treten. Und an die Stelle eines staatlich reglementierten und bürokratisierten Bildungswesens sollen selbstverwaltete Institute entstehen, verantwortet von denen, die in ihnen tätig sind.
Hier geht es nicht um eine utopische Schwärmerei eines Einzelgängers, sondern um ein genaues Hinsehen auf das, was die Wirklichkeit fordert, denn, so Steiner: «Aus bloßer menschlicher Vorliebe heraus sollte nicht einmal Wahrheit produziert werden!» Sein Hauptaugenmerk galt dem sozialen Ganzen, das aber nur so gut funktioniert wie seine einzelnen Teile. Der Schlüssel dazu ist die Entwicklung nachhaltiger Formen der Zusammenarbeit. Und die brauchen wir dringender denn je.