Calvinos "Antenati" mit Gramsci gelesen

Ausgehend von dem großen Interesse, das den Schriften Gramscis vor allem von Seiten der linken Intellektuellen in Italien entgegengebracht wurde, ist anzunehmen, dass sich die Theorien der ,,Quaderni del carcere" auch in literarischen Werken dieser Zeit widerspiegeln müssten.
Die von der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) ab 1945 in den Parteizeitschriften geführte Debatte zur Gestaltung einer neuen Kultur selektierte aus den zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlichten Schriften Gramscis vor allem Elemente, die eine Veränderung der Gesellschaft nach sowjetischem Muster intendieren. Andere Ansätze blieben ausgespart.
1950 erscheint in der thematischen Edition der ,,Quaderni del carcere" der Band zu
,,Letteratura e vita nazionale". Im Jahr darauf veröffentlicht Italo Calvino seinen ,,Visconte dimezzato". Die Kritik der Partei folgt umgehend.
Angeregt durch Calvinos Nachwort von 1960 zu den ,,Antenati" erfolgte ein Abgleich mit der Entwicklung des PCI in der Zeit vor Veröffentlichung eines jeden der drei Bände- mit überraschendem Ergebnis.
Die vorliegende Schrift basiert auf dem Vortrag der Autorin auf dem Forschungskolloquium von Prof. Heinz Thoma im Wintersemester 2007/2008 an der Martin- Luther- Universität Halle-Wittenberg.