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Warum kehren manche Mythenmotive im Kulturvergleich auffallend ähnlich wieder? Warum hält sich unbeirrt das Gefühl, sie seien eben doch »wahr«? Norbert Bischof entwickelt und belegt die These, dass sie Erinnerungen an die eigene seelische Entwicklung wecken. So betrachtet werden indigene und biblische Schöpfungsberichte, Trickster- und Heldenmythen, aber auch, jenseits von Freud, das Ödipus-Drama zu einer Chronik der Entwicklungsdynamik vom Erwachen des kindlichen Weltgefühls bis zur adoleszenten Selbstfindung. Allerdings kann solche Analyse dem Mythos seine einstige Funktion, orientierende Lebenshilfe zu leisten, nicht zurückgeben. Sie erlaubt immerhin, seine modernen Surrogate, insbesondere radikale politische Ideologien, in gebührende Perspektive zu setzen.
Dies ist der zweite Teil einer Trilogie, in der Norbert Bischof seinen Beitrag zur psychologischen Grundlagenforschung in Sachbuchform dargestellt hat. Während im ersten Buch (Das Rätsel Ödipus) die vergleichend-ethologischen Fundamente einer Systemtheorie der Motivdynamik gelegt wurden, richtet sich der Blick hier auf die Persönlichkeitsentwicklung und deren Widerschein in den Bildern kultureller Weltdeutung. Das dritte Buch (Moral) dringt am tiefsten in philosophisches Territorium vor; sein Thema ist die Entstehung und der Stellenwert des normativen Überbaus menschlicher Verhaltensorganisation.