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Vor 75 Jahren begann die Schlussphase des Zweiten Weltkriegs. Eine Streitmacht, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte, landete am 6. Juni 1944 in der Normandie. Ein knappes Jahr später war Europa vom Joch der nationalsozialistischen Diktatur und Gewaltherrschaft befreit. Der sogenannte D-Day im Sommer 1944 ist nicht nur Geschichte, er lebt in den Köpfen und Herzen der Länder weiter, die sich damals engagierten oder befreit wurden. Das Aufeinandertreffen, die Erfahrung fairer Behandlung durch den Sieger, war für Hunderttausende deutscher Soldaten 1944/45 die elementare Begegnung mit dem Westen. Auch dieses Erlebnis wirkt bis in die Gegenwart nach.
Jochen Thies beschreibt in "Normandie 1944", auf welche Weise das damalige Ereignis bis heute einen außenpolitischen Wertekatalog für die westliche Welt darstellt. Manche militärische Entscheidung, aber auch Fehlentscheidung der letzten 25 Jahre erscheint in einem neuen Licht, wird nachvollziehbar. Deutschland, so lautet das Plädoyer des Autors, sollte mental, emotional und aktiv ständiges Mitglied der "Normandie-Koalition" von 1944 sein, die aus mehr als einem Dutzend Staaten bestand. Sie bilden weiterhin die Verantwortungsgemeinschaft unserer Welt - sie sind, wenn Gefahr droht, zur Stelle. Jochen Thies klärt darüber hinaus auf, wer in Deutschland an der Formulierung und Durchsetzung von Außenpolitik beteiligt ist und wie die mit Außenpolitik befassten Gruppen in unseren Nachbar- und Partnerländern außen- und sicherheitspolitisch denken beziehungsweise agieren. Breiten Raum nehmen Frankreich und Großbritannien ein, Länder, die in der Biografie des Autors eine besondere Rolle spielen.