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Das Ehrenamt, das vor einigen Jahren noch in der Versenkung verschwunden zu sein schien, rückt heute wieder verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. In vielen Stellenanzeigen wird die Begleitung Ehrenamtlicher als Kompetenz gefordert. Politiker verweisen in ihren Reden und Podiumsdiskussionen auf den Wert des ehrenamtlichen Engagements, um Einsparungen zu erreichen. In der Gesellschaft lassen sich viele Formen ehrenamtlicher Hilfe beobachten. Spontane, aber auch langfristige Hilfsaktionen einzelner Bürger existieren neben organisierter Mitarbeit in Vereinen und Wohlfahrtsverbänden.
Aber was ist gemeint, wenn wir heute von Ehrenamt sprechen? So vielfältig sich das Ehrenamt heute darstellt, so vielfältig sind die Begriffe, hinter denen es sich verbirgt. Im zweiten Kapitel geht es darum, den Begriff Ehrenamt von anderen Formen freiwilliger Hilfe wie zum Beispiel der Selbsthilfe und Bürgerschaftlichem Engagement abzugrenzen, ihn zu definieren und Merkmale des Ehrenamtes herauszuarbeiten. Darüber hinaus werden die geschichtliche Entwicklung des Ehrenamtes sowie die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen, wie Individualisierung und Funktionale Differenzierung, auf das Ehrenamt in den Blick genommen, die den Wandel vom "alten" zum "neuen" Ehrenamt im Hinblick auf verschiedene Aspekte wie zum Beispiel Finanzierung, Qualifizierung und Motive hervorrufen.
Im Kontext einer caritaswissenschaftlichen Arbeit betrachtet das dritte Kapitel Ehrenamt aus der Perspektive der Diakonie. Grundlage ist demnach die Definition des Begriffes
Diakonie und seine theologische Begründung. Zur theologischen Fundierung der Diakonie wird auf die Reich-Gottes-Botschaft Jesu, prophetische Konzepte, die Grundgedanken des jüdisch-französischen Philosophen Levinas und das Gebot der Nächstenliebe Bezug genommen. Daraus lassen sich im nächsten Schritt Konsequenzen für den Einsatz Ehrenamtlicher und für den Umgang Ehrenamtlicher mit Not Leidenden aus diakonischem Verständnis formulieren.
Das Ehrenamt, das Politiker oft als eine Rettung des Sozialstaates ausrufen, scheint für diesen eine wesentliche Bedeutung zu haben. Das vierte Kapitel rückt den Begriff Sozialstaat, seine Aufgaben und seine geschichtliche Entwicklung in den Blickpunkt. Anschließend wird versucht, die Bedeutung des Ehrenamtes als eine Praxisform des Sozialstaates zu charakterisieren. Dabei sind die Verortung und die Rolle der Diakonie im Sozialstaat zu berücksichtigen.
An diese Überlegungen schließt sich direkt die Frage an, was das viel beschworene Ehrenamt denn tatsächlich für den Staat leisten kann. Können Ehrenamtliche als Lückenbüßer dienen oder für Einsparungen herhalten? Besteht hier nicht die Gefahr der Verdrängung hauptberuflicher Kräfte? Das fünfte Kapitel stellt heraus, was das Ehrenamt für den Staat leisten kann. Daran anknüpfend weist das sechste Kapitel kritisch auf die Grenzen ehrenamtlichen Einsatzes hin. Beide Kapitel münden abschließend in der provozierenden Frage, ob das diakonische Ehrenamt überhaupt als eine Praxisform des Sozialstaates gefordert werden darf? Sind Ehrenamtliche vielleicht nicht sogar zu schützen, dass sie nicht zu Vollzugsgehilfen der Politiker für eine ungerechte Sozialpolitik werden? Die Ausgangsfrage dieser Arbeit ist unter Berücksichtigung der theologischen Kriterien, denen das Ehrenamt genügen muss, zu reflektieren. Auf diese Frage Antworten zu entwickeln, ist Intention des siebten Kapitels.