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Der religiöse Wandel im 20. Jahrhundert weist ein recht eigentümliches Verhältnis auf: Blickt man auf die Statistik, fällt der deutliche Zuwachs an Kirchenaustritten auf. Schaut man allerdings auf die Medienöffentlichkeit, so scheint sich ein genau gegenteiliger Prozess abzuzeichnen. Kirche und Religion haben zunehmend an öffentlicher Bedeutung gewonnen und sind insbesondere in den fünfziger und sechziger Jahren zum Gegenstand zahlreicher medialer Debatten geworden.
Die Medialisierung der Bundesrepublik dabei schlicht als einen Motor der Säkularisierung zu begreifen, würde jedoch die komplexen Beziehungen zwischen Medien, Religion und Kirche nur unzureichend charakterisieren. Zwar verdrängten Presse, Radio und Fernsehen die Kirchen aus gesellschaftlichen Verantwortungsbereichen. Immer wieder bestärkten sie aber auch die religiösen Überzeugungen ihrer Konsumenten. Die "Religion der Öffentlichkeit" offenbart sich also vielmehr als ein komplexes Zusammen- und Gegenspiel von kirchlichen und säkularen Akteuren, als eine vielschichtige Deutungskultur zwischen Kritik und Zuspruch.