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Im Gegensatz zu der noch immer vertretenen Auffassung, Antisemitismus habe in der Selbstdarstellung und Wahrnehmung der NSDAP vor 1933 nur am Rande eine Rolle gespielt, zeigt Hannah Ahlheims Studie, wie die Nationalsozialisten auf regionaler Ebene bereits während der Weimarer Republik antisemitische Boykotte offen und selbstbewusst als »Werbemaßnahme« betrieben haben. Der staatlich verordnete Boykott vom 1. April 1933 nahm diese Bewegung »von unten« auf und intensivierte sie. Auch wenn die Maßnahmen nicht immer den von den Nationalsozialisten erwünschten unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden verursachten, waren sie aus der Sicht der betroffenen Juden nur allzu »erfolgreich«: Sie führten zu kleinen, aber folgenreichen Verschiebungen in der Behandlung jüdischer Geschäftspartner und halfen, radikal antisemitische Propaganda mit verbreiteten Ressentiments zu verbinden, trieben die Ausgrenzung der Juden vor Ort entscheidend voran und waren so Teil eines Prozesses, der im »sozialen Tod« und schließlich in der physischen Vernichtung der Juden gipfelte.
Die Arbeit wurde mit dem Ernst Fraenkel Prize in Contemporary History der Wiener Library 2009 ausgezeichnet.