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Die Praxis der Bush-Regierung, eine militärische Lastenteilung per Koalitionenbildung notfalls auch gegen den Widerstand der europäischen Bündnispartner zu organisieren, hatte die Kernprobleme des transatlantischen "burden sharing" in den Mittleren Osten und bis an den Hindukusch verlagert. Vor diesem Hintergrund erklärt der Autor den Anspruch der Bush-Administration auf sicherheitspolitische Führung und Entlastung sowie den Anspruch der Europäer auf Mitsprache und Autonomie als Ergebnis derselben allianzinternen Dilemmasituation. Ausgehend von der Gefolgschaftsverweigerung in der Irak-Krise 2003 werden die NATO-internen Macht- und Gegenmachtbildungsprozesse in Fallstudien zum Balkan und zu Afghanistan einer realistisch inspirierten Detailanalyse unterzogen. Auf breiter Quellenbasis und in klarer und verständlicher Sprache zieht Martin Reichinger theoriegeleitete Schlüsse und bildet anschlussfähige Thesen: Der im Irak erlebte "Bruch des Westens" führt in einer Situation wechselseitiger Abhängigkeit im multipolaren System zur Veränderung der allianzinternen Macht- und Führungsstruktur. Dabei unterliegen die Akteure der euro-atlantischen Konstellation auch künftig der Furcht vor "abandonment" und "entrapment" und sind gezwungen, ihre regionalen Ordnungsvorstellungen anzugleichen.