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Sein gerade in Frankreich veröffentlichtes jüngstes Werk "Die Trambahn" ist ein Buch, das die im Schatten des Gedächtnisses ruhenden Erinnerungen befreit und in eine Kindheit im frühen zwanzigsten Jahrhundert zurückführt - nach Perpignan, in die südfranzösischen Sommer- und Herbstmonate des Erzählers. Im Echo auf Marcel Proust wird "Die Trambahn" Claude Simons zum Gefährt durch die Erinnerung: von der Endstation in der Stadt vor dem Kino mit seinen grell lockenden Plakaten, vorbei an den "Rumpfmännern", den Kriegsinvaliden auf ihren Wägelchen, und entlang den Villen der Provinzbourgeoisie bis hinunter zum mondänen Badestrand, wo die Tanzmusik spielt.
Im Rhythmus der Erinnerung, von Station zu Station, wird eine untergegangene Jahrhundertepoche im minutiös porträtierenden Beschreibungsreichtum der Simonschen Sprache bis in die Gerüche und Düfte genauso lebendig wie die Familiengeschichte - in Gestalt der todkranken Mutter und verbitterten Kriegswitwe.
Und wenn der Erzähler von einem kürzlichen Aufenthalt im Transitraum der Notaufnahme in einem Krankenhaus erzählt, dann wird Die Trambahn zu einer Meditation über den menschlichen Lebensweg, die Passage zwischen Geburt und Tod.
"Leicht verschwinden ganze Jahresproduktionen neben einem solchen Buch."
DIE ZEIT über "Geschichte" von Claude Simon