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Seit September 1945 wechselten Millionen Menschen die innerdeutsche Grenze von Ost nach West beim niedersächsischen Durchgangslager Friedland, aus dem Kommunismus in den Kapitalismus, aus einer fremdgewordenen
Heimat in eine ungewisse Zukunft. Für die Eintreffenden bedeutete das ein Durchatmen, aber auch Weltensprung,
Abschied und Endgültigkeit. Empfangen wurden sie im Zeichen von Chaos, Improvisation und selbstloser Hilfsbereitschaft.
Das Presseecho war enorm, die Politikerbesuche häufig, die Symbolik verbindend. Hier schlug der Puls einer besiegten Nation. Getriebenheit und Unternehmungslust, Verelendung und Rührseligkeit, Tod und Weiterleben bildeten ein verstörendes Nebeneinander. Dieses Buch ist eine Reise in die Fünfziger- und Sechzigerjahre. Zahlreiche Aufnahmen des Fotografen Fritz Paul bieten unerwartete Blicke auf die Vertriebenen, Zivilverschleppten, Kriegsgefangenen und Aussiedler. Das Buch erzählt alltagsnah von den Ankommenden und den sie Erwartenden und vom widersprüchlichen
Verhältnis der Bonner Republik zum Osten. Es hegt keinen Zweifel: ohne die kollektiven Erfahrungen von Traumatisierung
und Verlust ist das heutige Deutschland nicht zu verstehen.