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Das internationalistische Selbstverständnis der RAF: ein Thema, dessen Relevanz für die Neuere Geschichte auf der Hand liegen müsste. Über ihre gesamte Lebensdauer hinweg sah sich die Rote Armee Fraktion als Akteur einer weltweiten Front im bewaffneten Kampf gegen den Imperialismus der westlichen Industrienationen. Umso mehr verwundert es, dass sich diese prägnante Konstante bis heute in keiner historischen Darstellung zur RAF umfassend beleuchtet findet. Christian Lütnant analysiert die theoretischen wie praktischen Dimensionen eines Internationalismus, der in seiner Bedeutung für Tätigkeit, Charakter, Entwicklung und Fortbestand der Gruppe kaum zu überschätzen ist: seine theoretischen Inhalte, seine gruppenspezifischen Funktionen, seine Konstanten und Brüche, seinen blutigen Ausdruck über mehr als zwanzig Jahre bundesdeutsche Zeitgeschichte. Programmatische Schriften, Bekennerschreiben, Prozesserklärungen sowie interne Korrespondenzen und Kassiber eröffnen drei bisher unerkannte Phasen internationalistischer Ideologie und Praxis. Damit leistet der Autor Pionierarbeit für die Neuere Geschichte und bricht mit dem ebenso gängigen wie umstrittenen Modell der "RAF-Generationen".