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Der Ruf nach Bildung ertönt gegenwärtig vielerorts. Doch meinen nicht alle dasselbe, soll Bildung häufig dem Menschen lediglich seinen (Arbeits-)Platz in der Gesellschaft zuweisen. Tobias Prüwer entfaltet eine Bildungsvorstellung jenseits von Zweck-Mittel-Kalkulationen. An Humboldt und Lyotard anknüpfend, charakterisiert er Bildung als offenen Prozess, in dem sich das Individuum zur Welt und sich selbst ins Verhältnis setzt. Dabei erscheint der Mensch weder als isolierte Monade, noch an Institutionen ausgelieferte soziale Maschine. Eine so verstandene Bildung zielt auf Mündigkeit wie Emanzipation und öffnet den Blick zudem auf das Mögliche, das sich innerhalb der Sachzwanglogik dem Auge entzieht. Skepsis und Kritik stellen wesentliche Merkmale der unterbreiteten Bildungsidee dar, Differenzieren und Unterscheiden dienen als Basis für selbstständiges Ermessen und das Entwickeln einer souveränen Urteilskraft. Das individuelle Weltbild wird geschärft wie relativiert, was in der Anerkennung verschiedener Lebensformen seinen Ausdruck findet - ein radikal-demokratisches Element. Der "Widerspruch von Bildung und Herrschaft" (Heinz-Joachim Heydorn) ist weiterhin unauflösbar.