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Ludwig Tieck ist ein in vielerlei Hinsicht noch immer unterschätzter Autor, weite Teile seines Werks sind nur Experten bekannt. Nachruhm hat er sich vornehmlich als Romantiker erworben, als Verfasser von Kunstmärchen, Märchendramen und des "Sternbald". Im fragmentarisch gebliebenen "Phantasus" (1812/16) versammelt er selbst die wichtigsten seiner romantischen Texte und bettet sie in einen Konversationsrahmen in der Tradition von Boccaccios "Decameron" ein.Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe, dieses Hauptwerk Tiecks erstmals umfassend zu untersuchen und zu würdigen. Der "Phantasus" gilt ihr nicht nur als summierender Abschluß des romantischen Werks Tiecks, sondern bietet zugleich, an der Schnittstelle von "Universalpoesie" und Dresdner Novellen, von Romantik und "Biedermeier" gelegen, Einblicke in einen fundamentalen Reflexions- und Transformationsprozeß des Autors. Zentrales Anliegen ist es, eine neue Perspektive auf das Gesamtwerk Tiecks zu eröffnen und den Blick für Kontinuitäten und Diskontinuitäten in einem Feld epochaler Verschiebungen zu schärfen, die Tieck wie kein anderer Autor seiner Zeit reflektiert und bewußt vollzogen hat.