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"Mein sehr verehrter und geschätzter Herr! Sollten Sie es wagen, die Stadt
Ojinaga zu betreten, so werde ich Sie mit dem Gesicht an die Wand stellen
lassen, und es wird mir persönlich ein großes Vergnügen sein, Furchen in
Ihren Rücken zu schießen", schreibt dem Verfasser ein mexikanischer General.
"Dennoch", sagt der Reporter, " ich eines Tages durch den Fluß und stieg zur
Stadt hinauf."
So beginnt John Reeds Bericht von einer Revolution, an die sich in Europa
kaum noch jemand erinnert. Der siebenundzwanzigjährige, ahnungslose
Amerikaner stürzt sich in die ersten Scharmützel eines blutigen, wirren,
grausamen Bürgerkriegs, der zehn Jahre dauern sollte. Er hat kein
revolutionäres Heldenepos geschrieben, sondern die Chronik eines
tragikomischen Tohuwabohus, voller Sympathie mit den Kämpfern, Opfern und
Randfiguren des Aufruhrs. Sein unbefangener Blick, sein Mut, sein
balladesker Stil und sein Humor bringen dem Leser eine ferne Welt näher, als
es die faktenreichste Historiographie vermag.
John Reed ist einer der wenigen Reporter, denen ein langer Nachruhm
beschieden war. Aber dieses Renommee beruht auf einem einzigen Buch: Zehn
Tage, die die Welt erschütterten (1919). Diese ziemlich linientreue
Schilderung der Oktoberrevolution hat ihn zu einem Idol der Kommunisten
gemacht. Um so mehr überrascht die Frische seines Mexico-Berichtes, der sich
keinen Deut um ideologische Fragen schert, sondern hautnah beim ungeheuren
Alltag bleibt.