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"Ich bin so unzufrieden mit den Enzyklopädien, daß ich mir diese hier für
meinen persönlichen Gebrauch geschrieben habe", sagt Savinio und stellt
damit klar, daß er zu den eigensinnigsten Autoren des zwanzigstens
Jahrhunderts zählt. Leonardo Sciascia hat behauptet, man habe es mit "dem
größten italienischen Schriftsteller seiner Zeit" zu tun. Das mag eine
Übertreibung sein. Fest steht allerdings, daß ihn an Extravaganz keiner
übertrifft.
Savinio paßt in keine Schublade. Man kann in ihm einen Traditionalisten,
einen Aristokraten sehen. Doch stand er mit der europäischen Avantgarde auf
Du und Du, war befreundet mit Picasso, Apollinaire und den Surrealisten,
wetteiferte mit seinem Bruder Giorgio de Chirico, und tat sich als Maler,
Komponist, Choreograph und Reporter hervor.
Doch vor allem war Savinio ein bedeutender Essayist, und so ist es kein
Wunder, daß sein privates Lexikon aus höchst originellen Aufsätzen besteht.
Das Alphabet erlaubt es ihm, mit der größten Unbefangenheit von einem Thema
zum andern zu springen: von der Allwissenheit zur Amöbe, vom Don Quichotte
zum Druckfehler, von der Solidarität zu den Süßspeisen und vom Ziborium zur
Zoographie.
Hier wird man nicht sowohl belehrt als überrascht. "Ich unterhielt mich mit
meinem Freund B. über Schatten." - "Das Unendliche ist eine Frage der
Atmosphäre" - "Die Kunst ist heidnisch" - "Ich habe keine große Erfahrung
mit Gefängnissen": Mit solchen Sätzen schlägt der Essayist einen leichten
Ton an, der verführerisch ist und uns immer tiefer in das Labyrinth seiner
Gedanken lockt.