Man muss schon von weither kommen, um den eigentümlichsten deutschen Stamm zu erforschen. Einer gehässigen Definition zufolge ist ein Bayer ein Mensch, der innere Befriedigung dabei empfindet, wenn er Fremden den falschen Weg zum Hofbräuhaus zeigt. Die Methoden der modernen Kulturanthropologie erlauben es McCormack, sich den Eingeborenen differenzierter zu nähern. Er beschreibt ihr Dasein in seiner ganzen Vielfalt: das politische System genauso wie das Paarungsverhalten, die Esskultur, die vielfältigen Alltagsrituale und das Verhältnis zu den Nachbarstämmen. Seine Kenntnis des Brauchtums ist umfassend, und wenn ein Hauch von Exotik durch die Seiten seines Buches weht, so ist das nicht seine Schuld. Auch täuscht der Eindruck, der sich gelegentlich einstellt, dass er satirische Absichten verfolgt; er hält sich vielmehr an die Tatsachen. An ihnen erweist sich, dass die Bayern ein Volk sind, das sich dem High-Tech-Denken früh geöffnet hat und doch auf seine Weise Naturvolk geblieben ist.