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Das Land Dithmarschen war im Mittelalter ein Territorium sehr besonderer Art. In einem über Jahrhunderte dauernden Prozess war es hier gelungen, eine für damalige Zeit ungewöhnliche Autonomie zu entfalten und auch zu behaupten. Gemeinsam mit den Hansestädten Hamburg und Lübeck, zeitweise auch als Partner der Hanse, konnten die Dithmarscher Regenten sogar eine eigene regionale "Außenpolitik" betreiben. So viel Eigenständigkeit konnten sie sich nur erlauben und bewahren, weil sie nicht in einem Niemandsland zwischen den Kräften der Mächtigen zerrieben wurden. Vielmehr befand sich Dithmarschen vom frühen 9. Jahrhundert bis zu seiner "letzten Fehde" 1559 immer unter einer überwölbenden Herrschaft, die man sich allerdings auf maximale Distanz zu halten wusste.
Die Herrschaftsgelüste der jeweiligen Mächte, die an der Kontrolle der Elbmündung sowie an dem fruchtbaren Marschboden und den reichen Ernten immer wieder großes Interesse zeigten, waren für die Dithmarscher allerdings eine ständige Achterbahnfahrt, doch zumeist von kurzer Dauer. Nur das relativ machtlose Erzbistum Bremen war mit Zustimmung des ganzen Landes eine tolerierte Obrigkeit über mehr als drei Jahrhunderte. Einfluss auf Dithmarschen nehmen oder gewinnen wollten derweil Päpste und Kaiser, Könige und Kirchenfürsten, Herzöge, Grafen und sogar ein slawischer Wendenfürst.
Wie die Dithmarscher im Dickicht dieser Mächte und ihrer Begehrlichkeiten sich ihren historischen Pfad mit vielen Eigenständigkeiten und Sonderrechten immer wieder aufs Neue bahnten, davon handelt dieses Buch. In dieser neuen, auf Urkunden und Briefe gestützten Geschichte Dithmarschens wird der Mythos von der sogenannten freien Bauernrepublik nicht behauptet, sondern begründet.