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Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen mit dem Edelgas Radon ist ein verbreitetes kurmedizinisches Verfahren. Maßgeblichen Anteil an der Herausbildung dieses neuen Gebietes der Bäderwissenschaft hatte der Bad Kreuznacher Apotheker und Balneologe Karl Aschoff (1867-1945). Seine Heimatstadt, ein bekanntes Sole- und 'Modebad' des 19. Jhs., entwickelte sich daraufhin zum ersten eigentlichen 'Radiumbad'. Aschoff, dem der Nachweis und die Anreicherung von Radium, Thorium oder 'Emanation' (Radon) aus den Salinenprodukten gelang, wurde mit der Herstellung radioaktiver Präparate zu einem Pionier der 'Radiopharmazie'. Mit speziellen 'Aktivatoren' konnte er Wasser für Bade- und Trinkkuren beliebig mit Radiumemanation verstärken. Auf Aschoff geht auch die erstmalige speläotherapeutische Anwendung von Radon zurück, die in Form der Heilstollentherapie bis heute ein Alleinstellungsmerkmal Bad Kreuznachs ist. Er vermochte, weit über die Grenzen der Kurstadt hinaus Ärzte und Forscher auf dem Gebiet der 'Radiologie' zu gemeinsamer Arbeit zu motivieren; nicht zuletzt trug dazu ein 'Netzwerk' bei, das er sich als langjähriger Vorsitzender der örtlichen Freimaurerloge aufbaute. Die Prosperität und der Rang des Heilbades als 'Kompetenzzentrum' der jungen Radiobalneologie erlitt durch den Ersten Weltkrieg eine jähe Zäsur.
Die vorliegende Studie spannt einen weiten Bogen zwischen dem Leben und Wirken Karl Aschoffs, der westfälischen 'Apothekerdynastie' Aschoff, der Kurgeschichte Bad Kreuznachs sowie der Entwicklungsgeschichte der Radiobalneologie. Die pharmazie- und medizinhistorische Untersuchung des rheinländischen Salinen- und Kurortes liefert zudem zahlreiche Beispiele für die gerade im 19. Jhd. bestehende enge Verbindung von Apothekern und Analytikern zur Kurmedizin.