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Wie konnte die Völlerei, eigentlich ein privates Laster der kulinarischen Maßlosigkeit, zur Todsünde werden? Francine Prose durchstreift ihre Geschichte von der sinnenfreudigen Antike bis zum heutigen Diätwahn.
Mit der Wollust verwandt ist die Völlerei schon aufgrund ihrer Körperlichkeit. Und beide, das war auch den Kirchenvätern bewusst, sind paradox, da sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die sexuelle Fortpflanzung für das Überleben der Spezies notwendig sind. Es war die Lust daran, das sinnliche Vergnügen schlechthin, das den Geistlichen ein Dorn im Auge war.
Das Ideal der Selbstkontrolle zieht sich durch die gesamte Zivilisationsgeschichte. Einst im Verdacht, vom Dienst an Gott abzulenken, gilt Völlerei heute schlicht als ungesund und disziplinlos. Den Übergewichtigen droht unter dem Diktat der modernen Schönheitsnorm die Hölle auf Erden.
Francine Prose zeigt in ihrem kurzweiligen Essay anhand vieler Zeugnisse aus der Kunst- und Kirchengeschichte sowie den modernen Medien, wie kontinuierlich und widersprüchlich die köstlichste aller Todsünden diskutiert wurde und wie reizvoll die sinnliche Maßlosigkeit dennoch blieb.