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Können sich Dinge erinnern? Oder werden sie nur eingehüllt von den Erinnerungen, die wir mit ihnen verbinden, wie die Geschichten, die sich über ein Bild lagern, oder wie eine Stimme oder getragene Schuhe, die uns an Vergangenes erinnern? Alles ist Teil eines großen zusammenhängenden Bildes und enthält sowohl die bewahrte wie die verlorene Vergangenheit, sowohl die Geschichten, die weitergegeben wurden, als auch die, die noch erzählt werden müssen. Erst alles zusammen hilft uns zu verstehen, dass Erinnerung in der Gegenwart entsteht und unser Bild von der Zukunft und von der Vergangenheit bestimmt.
In den Familien vieler Holocaustüberlebender, die ihre Heimat, ihren Besitz und ihre Angehörigen während des Zweiten Weltkrieges verloren hatten, wurde über die eigene Familiengeschichte geschwiegen und wegen der vielen in der NS-Zeit verloren gegangenen Dokumente ist es oft schwierig, heute noch etwas über einzelne Menschen und ihr Leben herauszufinden. Aufgrund des glücklichen Umstandes, dass es Max Raphael Hahn gelungen ist, noch in den frühen 1940er Jahren Familiendokumente und Teile seiner Sammlung von Judaica und anderen Kunstwerken aus Deutschland herauszuschaffen und dass seine Kinder Rudolf und Hanni Hahn nach dem Krieg die Spuren dieser von ihren Eltern ins Ausland verschickten Dinge verfolgten und diese so zurückerhielten, sind wir heute in der Lage, die Geschichte der jüdischen Göttinger Familie Hahn und ihrer in der ganzen Welt verstreuten Nachkommen sehr genau zu rekonstruieren. Es ist eine Geschichte von kühner Beharrlichkeit angesichts unüberwindlicher Schwierigkeiten, eine Geschichte von Verzweiflung und Leiden, und gleichzeitig auch eine Geschichte voller Wunder und einer unzerstörbaren Leidenschaft für das Sammeln und die Kunst.