In den 1920er Jahren Weggefährte Ernst Jüngers und völkischer Studentenführer, stieg Best nach 1933 zum juristischen und ideologischen Kopf der Gestapo, zum Kriegsverwaltungschef in Frankreich und zum deutschen Reichbevollmächtigten in Dänemark auf. Seit den 1959er Jahren machte er dann eine zweite Karriere als Direktor eines Industrieunternehmens sowie als Koordinator der Verteidigungsstrategie der angeklagten NS-Täter.
Ulrich Herbert verfolgt diesen Lebenslauf durch fast das ganze
- Jahrhundert. Er analysiert die Umstände und Ursachen für Bests Auf- und Abstieg sowie - allgemeiner - die intellektuelle Mentalität der völkisch-radikalen Akademiker in der Führung von SS und Gestapo, ihre Motivationa- und Legitimationsstrategien und ihr bemerkenswertes Schicksal nach dem Krieg in der Bundesrepublik.
Die Vorstellung, bei den führenden Männern von Gestapo, SD und Reichssicherheitshauptamt habe es sich um Psychopathen, Mordinstrumente oder Technokraten des Terrors gehandelt, erweist sich dabei als hinfällig. Sie waren vielmehr Männer, die völkische Utopie und zweckbezogene Rationalität miteinander verbanden - Weltanschauungstäter, die wussten und wollten, was sie taten. Sie waren keine gescheiterten Außenseiter, sondern entstammten dem oberen Drittel der deutschen Gesellschaft - und dorthin kehrten sie in der Nachkriegszeit auch zurück.
Herberts breit recherchierte und spannend zu lesende Best-Biographie erzählt die Geschichte eines Mannes, der ebenso sehr als ideologischer Fanatiker wie als "sachlicher" Bürokrat auftrat - und gerade in dieser Kombination lag die Begründung für die bürokratische Effizienz und weltanschauliche Radikalität der verschiedensten Apparate, die er aufbaute. Mit der Analyse dieses Zusammenhangs fördert der Autor die historische Aufklärung über diese Zeit auf beeindruckende Weise. Zugleich ist das Buch aber auch eine deutsche Geschichte des
- Jahrhunderts - aus der Perspektive einer "poltischen Generation", die jenes unheilvolle Jahrhundert geprägt hat wie keine andere.