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Mit der fundamentalen Umwälzung der deutschen Gesellschaft durch Industrialisierung und Modernisierung wurden die Arbeiter gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur bei weitem größten gesellschaftlichen Schicht. Ihre gewerkschaftliche und politische Bewegung, die Arbeiterbewegung, entwickelte sich, seitdem sie sich überhaupt einigermaßen frei entfalten durfte, binnen zweier Jahrzehnte zu einer umfassenden, im Ausland viel bewunderten Massenbewegung. Zwar blieb ihr politischer Einfluss begrenzt, aber die Millionen von Arbeitern wurden - auch durch die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie - zu einer mächtigen gesellschaftlichen Kraft verschmolzen.
Woher kamen die Arbeiter? Was bedeutete Arbeit unter den Bedingungen der industriekapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung - Heimarbeit oder Lohnarbeit, Landarbeit oder Gesindedienst? Wie lebten die Arbeiter? War waren ihre Rechte - in der Arbeit, im Betrieb, aber auch in den Städten, als Mitbürger in der Gesellschaft? Die Abhängigkeit von der Lohnarbeit - wie wirkte sie sich im Familienleben aus, wer waren die Frauen der Arbeiter, welche Chancen hatten ihre Kinder? Und weiter: Wie fühlten, was dachten die Arbeiter, welchen Einfluss hatten Schule, Kirche und Militärdienst auf ihr Verhalten? An welchen Werten orientierten sie sich? Kann man überhaupt von DEN Arbeitern sprechen?
Dieses Werk gibt erstmals einen sozialgeschichtlichen Überblick über Struktur, Lage und Verhalten der Arbeiter im kaiserlichen Deutschland in der Phase der Hochindustrialisierung. Es fragt nach der Arbeit als dem Mittelpunkt im Leben der zahllosen arbeitenden Menschen, nach Familie, Freizeit und Alltag. Vielfalt und Einheit zugleich zu zeigen, Entwicklungen zu deuten, das ist Ziel und Anspruch dieses Buchs.