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Frauen und Männer leiden unterschiedlich häufig an psychischen Erkrankungen. So kommen zum Beispiel Depressionen und Angsterkrankungen bei Frauen deutlich häufiger vor, während Suchterkrankungen und bestimmte Persönlichkeitsstörungen öfter bei Männern diagnostiziert werden.
Auch der Verlauf vieler Erkrankungen ist bei Männern und Frauen unterschiedlich. Die Ursachen dieser Unterschiede sind vielfältig - zum Teil sind sie biologischer, zum Teil psychosozialer und kultureller Art.
Weibliche Sexualhormone und frauenspezifische Einflüsse wie Menstruation, Geburt und Menopause können ebenso eine Rolle spielen wie geschlechterspezifisches Rollenverhalten und Rollenkonflikte, sozialer Status, Gewalt und Missbrauch. Die Berücksichtigung dieser und vieler anderer Faktoren könnte unser Verständnis für psychische Erkrankungen und für deren Behandlung entscheidend verbessern.
Hierzu will dieses Buch anregen, indem es den Blick auf den Einfluss des Faktors «Geschlecht» bei Entstehung, Verlauf und Therapie psychischer Erkrankungen lenkt. Angestrebt wird eine «geschlechtersensible» Psychiatrie und Psychotherapie, d.h. eine Sensibilisierung aller an der Behandlung psychisch Kranker Beteiligten für geschlechterspezifische Bedürfnisse und Belange psychisch kranker Frauen, aber auch Männer. Leserinnen und Leser, die sich - sei es als Ärztin/Arzt, als Psychotherapeut/in oder als Betroffene/r - mit dieser Thematik befassen, werden das Buch mit grossem Gewinn lesen.