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Die Wirklichkeit als Falle, als Labyrinth, als Verlies, dem man trotz aller Anstrengungen nicht entkommt - dieses Motiv zieht sich in Variationen durch das Gesamtwerk des modernen Klassikers Dürrenmatt. «Seine Visionen hatten zur ersten Aufgabe, Kulissen aufzureißen und so den Weg freizulegen zur ungeheuren Wirklichkeit dahinter.» (Peter von Matt)
Er war vielleicht der schonungsloseste deutschsprachige Autor der letzten sechs Dekaden, und sein Werk ist immer noch eine produktive Zumutung für Theatergänger und Leser. Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) konfrontiert das Publikum stets mit dem äußersten - mit der Welt, wie sie ist: absurd, banal, wahnwitzig, unverschämt. Am dargestellten Ausschnitt ahnt man das schreckliche Ganze, am verhandelten Einzelfall die unerhörte Regel. Dürrenmatt schuf in seinem Werk ein adäquates Abbild des irdischen Pandämoniums. Keine Schönfärbereien, keine Lügen und Legenden verstellen den Blick auf die Realitäten.
Dürrenmatts Verleger Daniel Keel verantwortet zusammen mit Peter von Matt diese exklusive Manesse-Auswahl. Von den frühen Prosastücken der vierziger und fünfziger Jahre «Der Hund», «Pilatus» und «Der Tunnel» führt die Entwicklungslinie des hintergründigen Geschichtenerzählers hin zu den großen Meisterwerken «Die Panne» und «Der Auftrag». «Der Brudermord im Hause Kyburg», «Der Tod des Sokrates» (zwei Auskopplungen aus den «Stoffen»), «Abu Chanifa und Anan ben David», «Das Sterben der Pythia» und «Selbstgespräch» von 1985 runden die Sammlung ab.