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Emilio Brentani hält sich für einen modernen Mann - nüchtern, lebensklug, souverän. Überzeugt, auch in Liebesdingen vor Illusionen gefeit zu sein, beginnt er ein Verhältnis mit der verruchten Schönheit Angiolina. Das freilich ändert alles. Im Handumdrehen wird aus der frivolen Tändelei eine bedrohliche Verstrickung.
In «Senilità», seinem zweiten Roman von 1898, wendet sich der begnadete Ironiker Svevo der Liebesleidenschaft zu. Mit psychologischem Geschick und analytischer Brillanz schildert er den Lebenszyklus eines vergeblichen Begehrens.
Emilio Brentani meint, mit seinen fünfunddreißig Jahren bereits alles über das Leben zu wissen. Berauscht von den Verheißungen der Lust und der Exzentrik des Künstlertums, täuscht er sich über existenzielle Müdigkeit und Feigheit hinweg. Er sucht das Abenteuer, übt sich in Verwegenheit und lässt sich von dem eitlen Glauben verführen, alles unter Kontrolle zu haben.
Um so schmerzlicher wird für ihn die Erfahrung, dass seine Weltweisheit offenkundig nur Altklugheit war und dass das Leben doch noch ein paar gehörige Lektionen für ihn parat hält. Aus der Tändelei mit Angiolina wird im Handumdrehen bitterer Ernst, die heitere Liaison mündet in Eifersüchteleien, und hinter den Aufschwüngen der Euphorie droht der Absturz in Banalität und Lächerlichkeit. Und obwohl über das wahre Wesen seiner Geliebten längst im Bilde, scheut Emilio bis zum Schluss ein klares Urteil über sie, weil ein solches auch seinen Selbstbetrug entlarven würde.