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In einer durch die Aufklärung als entzaubert empfundenen Gegenwart sucht der junge Dichter Novalis nach neuen Wegen der Selbsterforschung und Welterfahrung. Seine suggestiven, tastenden, neue Ausdrucksformen erprobenden Dichtungen zeigen ihn als eine der schillerndsten Figuren der anbrechenden Romantik.
«Novalis», den Neuland Bestellenden, so nannte sich Friedrich von Hardenberg (1772-1801) erstmals 1798, im Jahr nach dem prägenden Erlebnis des Todes seiner jungen Verlobten Sophie von Kühn. Hardenberg studierte Philosophie in Jena bei Schiller und Fichte, dann Jura in Leipzig, wo er Friedrich Schlegel kennenlernte, mit dem ihn, ebenso wie mit Ludwig Tieck, eine enge Freundschaft verband. Als er im Alter von neunundzwanzig Jahren an Lungentuberkulose starb, hinterließ er eines der eigenwilligsten, visionärsten Werke der deutschen Frühromantik.
Die von Emil Staiger besorgte und ausführlich eingeleitete Sammlung bietet beide Romanfragmente Novalis': In den «Lehrlingen zu Sais» werden poetologische Grundgedanken des Dichters im Lehrgespräch zwischen Jüngern und Lehrern verhandelt. Dem als Bildungsroman angelegten «Heinrich von Ofterdingen», romantisches Gegenstück zum bürgerlichen «Wilhelm Meister», verdankt die anbrechende Epoche weit mehr als ihr berühmtestes Symbol, das Sehnsuchtsbild der blauen Blume.
Die «Hymnen an die Nacht», hier wiedergegeben in der 1800 im «Athenäum» erschienenen Fassung, sind vollständig enthalten. Mit ihrer eindringlichen Beschwörung magischer Traumwirklichkeiten und mystischer Todessehnsucht bilden sie ein Kernstück frühromantischer Dichtung. Eine Auswahl von zehn der «Geistlichen Lieder» rundet die Sammlung ab.
Inhalt: Die Lehrlinge zu Sais / Hymnen an die Nacht / Geistliche Lieder / Heinrich von Ofterdingen.