Jung in eine unglückliche Ehe getrieben, erfährt Effi Briest die Übermacht der gesellschaftlichen Konventionen. Vergleichbar einer Madame Bovary oder Anna Karenina, schuf Theodor Fontane mit ihr eine der berühmtesten tragischen Heldinnen der deutschen Literatur.
»Das ist ein weites Feld«, pflegt Effis Vater resignierend zu sagen, wenn ihm die Dinge zu kompliziert erscheinen. Wie konnte es geschehen, dass aus seiner übermütig fröhlichen Tochter eine unglückliche Frau wurde und ihr Leben nach nur wenigen Ehejahren eine katastrophale Wendung nimmt?
Es ist ein feines Geflecht, das Theodor Fontane (1819-1898) in seinem wohl berühmtesten Roman vor den Augen des Lesers entspinnt. Ohne Pathos und mit größter Sensibilität für subtile seelische Vorgänge entfaltet er das Schicksal seiner Figuren.
Nicht die Frage nach Schuld wird hier gestellt, sondern die nach dem rechten Umgang damit. Ist es zum Erhalt der gesellschaftlichen Ordnung notwendig, den Konventionen um ihrer selbst willen zu genügen, auch wenn das eigene Empfinden dem entgegensteht? Wie weit sind die Bedürfnisse des einzelnen den Zwängen der Gemeinschaft unterzuordnen?
Ohne je zu moralisieren, sucht der Roman nach Antworten, die auch heute nicht leicht zu geben sind.