F. G. Zenker war Koch am Hof des Fürsten Schwarzenberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Für
alle Aspekte der traditionellen Küche war er die führende Autorität. Mit seinem bahnbrechenden Kochbuch "Nicht
mehr als sechs Schüsseln!" wandte er sich in einer für die Zeit ausgesprochen modernen Sprache von der höfischen
Küche ab und den mittleren Stände zu. Denn schon damals war die bürgerliche Hausfrau und nicht ein höfischer
Angestellter der künstlerische Vorstand der eigentlichen Küche. Der programmatische Titel "Nicht mehr als sechs
Schüsseln!" richtet sich polemisch gegen die höfische Prunkküche zugunsten einer für jeden bürgerlichen Haushalt
möglichen essentiellen Küche. Zenkers Kochbuch wurde nach seinem Erscheinen 1820 schnell zum Standardwerk,
geriet aber in den darauf folgenden Jahrzehnten wieder in Vergessenheit. Die nun erscheinende erste Neuauflage des
Buches soll diesen Klassiker wieder zum Leben erwecken. Mit der Neuauflage von Zenkers Klassiker will der Czernin-
Verlag dieses Wissen nach fast 200 Jahren wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Um die Qualität des
Originals unverfälscht zu erhalten und in seiner kulturhistorischen Stellung zu dokumentieren, erscheint das Buch
sowohl als Faksimile als auch als Neuausgabe, versehen mit einer Einleitung von Peter Kubelka.
Peter Kubelka sieht in diesem Buch "ein Werk, das wie âDie Kunst der Fuge' in der Musik, zugleich didaktisch und
künstlerisch die eigene Kunstgattung grundlegend definiert". Kubelka selbst beschäftigt sich als Kunsttheoretiker seit
etwa 40 Jahren mit der kulturhistorischen Position der Speisenbereitung. Sein Schluss aus dieser langjährigen
Auseinandersetzung mit dem Kochen: die Speisenbereitung ist die älteste Form der bildenden Kunst und als solche
gleichwertig den so genannten hohen anerkannten Kunstgattungen wie der Architektur oder der Malerei. Das Kochen
ist für ihn um nichts weniger präzise in seinen Mitteilungen über eine Zeit, eine Kultur, eine Region, einen
Einzelmenschen als jede andere Kunstgattung. Kochen ist für Kubelka zudem das letzte künstlerische Handwerk, das in
der Familie ausgeübt wird, wie früher das Musizieren, das Tischlern und unzählige andere Tätigkeiten, die immer mehr
an Spezialisten abgegeben wurden. Oder wie Peter Kubelka es formuliert: "Jede Familie, in der regelmäßig gekocht
wird, beherbergt mindestens einen Künstler." Im Rahmen seiner Recherchen zur Kulturgeschichte des Kochens
entdeckte er auch die Kochbücher F. G. Zenkers wieder und fand in "Nicht mehr als sechs Schüsseln!" die Grundlagen
für eine auch heute mögliche handwerkliche Küche, die streng auf der österreichischen Tradition beruht.