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Die christlichen Kirchen führen ihren Glauben darauf zurück, dass in Jesus Christus Gott Mensch geworden sei und sich daher in ihm Gott selbst mitgeteilt habe. Dies gilt als der zentrale Inhalt der Offenbarung und soll zugleich deren Wahrheit sowie ihre unfehlbare Weitergabe in inspirierten Schriften und in der kirchlichen Lehre begründen. Darauf beruht auch der Absolutheitsanspruch im Christentum. Paul Weß zeigt auf, dass diese Argumentation ein Zirkelschluss ist. Ein solcher liegt jedem religiösen Fundamentalismus oder "Offenbarungspositivismus" (Dietrich Bonhoeffer) zugrunde. Die Glaubwürdigkeit einer Mitteilung Gottes kann nicht daraus abgeleitet werden, dass in ihr oder über sie gesagt wird, sie komme von Gott. Im Neuen Testament wird Jesus nicht als Gott verstanden, sondern als der Gesandte Gottes, der den Menschen ein eigenes Urteil über seine Botschaft zutraut und zumutet (vgl. Joh 7,17). Er lebte und lehrte eine neue Praxis personaler Liebe, in der das Leben als Geschenk erfahrbar wird. Auf diesem Weg können wir zum Vertrauen auf Gott als sinngebenden Grund unseres vorgegebenen Daseins gelangen, obwohl ihn "kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag2 (1 Tim 6,16). Christlicher Glaube beruht wie das mitmenschliche Vertrauen auf Erfahrung und deren Deutung. Daher ist eine entsprechende kirchliche Gemeindepraxis von fundamentaler Bedeutung für das Christentum in einer säkularen, religionskritischen Welt.