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Essay aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1, Universität Zürich (Historisches Seminar), Veranstaltung: MAS in Applied History, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie lässt sich der Völkermord an den Juden in Europa erklären? Wie konnte eine Gesellschaft in der Mitte Europas in so kurzer Zeit so tief sinken und Verbrechen begehen, die in ihrem Ausmass und in ihrer Brutalität alles bis dahin Geschehene in den Schatten stellten? Der Historiker Hans Mommsen liefert mit dem Begriff der kumulativen Radikalisierung einen Erklärungsansatz, der den Weg zum Holocaust strukturalistisch erklärt und nicht auf die Person Hitlers reduziert. Im Kern lautet die These, dass die Entrechtung, Verfolgung und Ermordung von Millionen jüdischer Familien im Deutschen Reich und den eroberten Gebieten Europas nicht auf einen strategischen Plan des Diktators zurückzuführen ist. Ohne die zentrale Rolle des fanatischen Antisemiten Hitler zu relativieren, argumentiert Hans Mommsen (mit weiteren Historikern), dass die beispiellose Radikalisierung auf dem Weg zum Holocaust alles andere als monokausal war.
Ganz allgemein beschreibt Radikalisierung einen Prozess von Einzelnen oder Gruppen, der auf eine extreme Veränderung einer bestehenden Gesellschaftsordnung hinzielt. Dieser Prozess kann sich entweder auf die Mittel zur Erreichung dieser Veränderung beziehen oder auf den Inhalt des Zielzustandes selber, der sich im Verlaufe dieses Prozesses immer wieder neu definiert.