cartcart

    Das Weblog als modernes Tagebuch? Der Wandel der diaristischen Kulturpraxis vom 18. Jahrhundert bis heute

     
    Das Weblog als modernes Tagebuch? Der Wandel der diaristischen Kulturpraxis vom 18. Jahrhundert bis heute

    Description

    Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Sonstiges, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Fremde Tagebücher zu lesen, übt auf die meisten Menschen einen unwiderstehlichen Reiz aus; eine Mischung aus voyeurhaften Vergnügen und Schuldgefühlen. Denn Tagebücher gelten als
    sehr persönliches Medium seines Verfassers, als das Intimste, das ein Mensch verfassen kann und sind aufgrund dessen nicht für die Augen von neugierigen Mitlesern bestimmt. So die klassische Auffassung über Tagebücher, und die Buchindustrie macht sich Neugier der Leser
    zunutze und veröffentlicht Tagebücher berühmter Persönlichkeiten oder Menschen, die etwas Außergewöhnliches erlebt haben. Derartige Veröffentlichungen wie jüngst das Tagebuch von
    Marilyn Monroe finden einen großen Absatz.1
    Auch die Tagebücher von Kurt Cobain (1967 -1994), Sänger und Gitarrist der Grungerockband Nirvana, wurden im Jahr 2002 posthum veröffentlicht. An den Beginn seines Tagebuchs schrieb er eine Mahnung, die wahrscheinlich der eine oder
    andere Diarist ebenfalls seinem unverschlüsselten Tagebuch voranschickt: "Lies nicht in meinem Tagebuch, wenn ich weg bin."2
    Ungewöhnlich erscheint jedoch der nachfolgende Satz, der einer gewissen Ironie nicht entbehrt:"Ok, ich geh jetzt zur Arbeit. Wenn du heut morgen auswachst, lies bitte mein Tagebuch.
    Durchwühl meine Sachen und mach dir ein Bild von mir."3
    Die explizite Aufforderung hätte wohl so manchen Schnüffler abgeschreckt; der Eintrag Cobains macht jedoch einen Aspekt der Tagebuchführung deutlich: das Diarium wird nicht nur für sich
    selbst, sondern auch immer im Hinblick auf eine - auch unerwünschte -Leserschaft hin geführt. Dabei kann es sein, dass der Diarist die Öffentlichkeit ausschließt und sein Tagebuch sorgfältig
    verschließt oder versteckt, manch einer entwickelt sogar eine Geheimschrift.4 Andere dagegen schreiben ihre Tagebücher bewusst für die Veröffentlichung oder entscheiden zu einem späteren
    Zeitpunkt, dass diese veröffentlicht werden sollen.
    Ende des 20. Jahrhunderts fand die diaristische Kulturpraxis auch Eingang in die öffentliche Sphäre des Internet; in Online-Tagebüchern und Weblogs veröffentlichen Menschen unter anderem private Inhalte und Gedanken, die vordem nur im papierenen Tagebuch notiert wurden,
    für eine meist persönlich unbekannte Leserschaft.
    Ein zweiter Aspekt, der der zweite Satz von Cobains Präambel mit dem Aussage "mach dir ein Bild von mir" verdeutlicht: Das Lesen eines Tagebuchs scheint geradezu prädestiniert dafür zu sein, das wahre Ich des Verfassers zu erkennen.

    Product details

    EAN/ISBN:
    9783656239925
    Edition:
    4.
    Medium:
    Paperback
    Number of pages:
    76
    Publication date:
    2012-07-22
    Publisher:
    GRIN Verlag
    EAN/ISBN:
    9783656239925
    Edition:
    4.
    Medium:
    Paperback
    Number of pages:
    76
    Publication date:
    2012-07-22
    Publisher:
    GRIN Verlag

    Shipping

    laposte
    The edition supplied may vary.
    Currently sold out

    Recommended for you