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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 1,5, Humboldt-Universität zu Berlin, Veranstaltung: Das Matthäusevangelium, 8 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Judas Iskarioth erscheint im Neuen Testament als einer der zwölf Jünger von Jesus, die dieser persönlich als Apostel (zur Verkündigung Gesandte) berief. Er wurde als wichtige Person in der Heilsgeschichte betrachtet, indem die Passion Jesu aufgrund seiner Tat ausgelöst worden ist.
Zur seiner Person und seinen Motiven erfährt man in der Bibel jedoch kaum etwas. Zur Beginn des 20. Jh.s hat man Judas sogar für eine unhistorische Gestalt gehalten: Er sei eine Verkörperung des jüdischen Volkes, eine religionsgeschichtliche Übertragung oder lediglich ein Archetyp. Heute wird diese These aber nur selten vertreten, da Judas eine historische Gestalt gewesen ist, dem Zwölferkreis angehört und Jesus ausgeliefert hat, hat sich als sehr wahrscheinlich erwiesen.
Die Gestalt Judas Iskarioth nimmt jedoch keine zentrale Stellung in den Evangelien an. Er tritt nur als der Verräter Jesu, der durch seine Tat am Tod Jesu teilgenommen hat, in Erscheinung. Schon in den Evangelien ist die Tendenz deutlich zu erkennen, das Judasbild zu verdunkeln. Dort treten nur die Züge seiner Person und seines Wirkens hervor, die in Bezug auf die Geschichte von Jesus wichtig sind. Deswegen scheint seine Tat umso rätselhafter, dass über seine Motivierung kaum berichtet worden ist.
Aufgrund dieser unbegreiflichen Tat - man muss nicht vergessen, dass er einer der Jünger des Herrn war - stellt Judas eine faszinierende Gestalt dar. Die negative Einschätzung seiner Figur entspricht der allgemeinen Auffassung über ihn: Seine Gestalt wurde aufgrund der an der neutestamentlich orientierten Interpretation mit der Vorstellung eines von Falschheit und Untreue erfüllten Menschen verbunden.
Die neutestamentliche und nachtestamentliche Darstellung der Judasgestalt ist auch einer der belastenden Faktoren für den jüdisch-christlichen Dialog. Seit dem Mittelalter wurde Judas Iskarioth immer wieder als Personifikation des jüdischen Volkes schlechthin gesehen, das an Jesus Christus schuldig geworden ist.
Bis heute wurde er zum Teil als eine Verkörperung des Bösen angesehen. Aber Judas wird nicht nur als das Böse des anderen, sondern vielmehr als das potentielle Böse in der eigenen Person wahrgenommen. Die Schuld des Judas ist also nichts, was anderen Menschen fremd wäre. Deswegen erscheinen in der Neuzeit immer wieder Versuche, Judas als Mensch zu rehabilitieren. Meistens sind solche Rehabilitierungsversuche mit einer kritischen Distanznahme gegenüber dem traditionellen Kirchenglauben.
Dabei stehen zwei miteinander verbundene Auslegungsfragen im Mittelpunkt. Erstens, hat Judas Jesus absichtlich "verraten" oder nur "übergeben"? Ist sein Handeln also negativ als verwerfliche Feindschaft gegen Jesus oder vielmehr positiv als Erfüllung von Gottes Heilplan zu deuten? Zweitens, wie verhalten sich bei Judas Gottes Vorherbestimmung (Prädestination) und der freie Wille des Menschen zueinander? Hätte Judas sich anders entscheiden können oder musste er sich so entscheiden, um Gottes Heilsplan zu erfüllen?
Diese Fragen im Zusammenhang mit dem Judasverständnis des Matthäusevangeliums darzustellen, ist der Absicht dieser Arbeit. Die Textabschnitte, in den Judas in Erscheinung tritt, werden der Reihe nach untersucht, dabei ausschließlich die wichtigsten Forschungsobjekte detailliert dargestellt.